Was sollte eine Wandfarbe für das Bad nicht enthalten?

Immer mehr Menschen reagieren auf bestimmte Stoffe oder Chemikalien allergisch oder sensitiv. Die Europäische Gesellschaft für gesundes Bauen und Innenraumhygiene hat die rechtlichen Grundlagen für Wohngesundheit geschaffen. Warum ist das gerade jetzt ein Thema? Weil immer mehr Menschen ein steigendes allgemeines Gesundheitsbewusstsein entwickeln. 

Etliche Gesetze garantieren dem Verbraucher ein gesundheitsverträgliches Gebäude, in dem er wohnen kann. 

  • Eines davon wäre das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), wonach ein Bauwerk frei von Sachmängeln sein soll: Textquelle § 633 Absatz 2 Satz 2: Das Werk frei von Sachmängeln ist, sich für die gewöhnliche Verwendung eignet und eine Beschaffenheit aufweist, die bei Werken der gleichen Art üblich ist und die der Besteller nach der Art des Werkes erwarten kann.
  • Ein weiteres wäre das Produktsicherheitsgesetz: Textquelle § 3 Abs. 2 – Ein Produkt darf, soweit es nicht Absatz 1 unterliegt, nur auf dem Markt bereitgestellt werden, wenn es bei bestimmungsgemäßer oder vorhersehbarer Verwendung die Sicherheit und Gesundheit von Personen nicht gefährdet.
  • Die europäische Bauproduktverordnung legt fest, dass in einem Bauwerk, beispielsweise eine Wohnung, keine giftigen Gase freigesetzt werden dürfen. Zudem sind gefährliche Partikel in Innen- und Außenluft verboten. 

Lösen Konservierungsstoffe in Farben Allergien aus?

Wer jetzt sein Bad streichen möchte, sollte sich die Inhaltsstoffe der Farben genau anschauen. Im Fokus liegt das Konservierungsmittel Isothiazolinon. Im Herbst 2019 strahlte die ARD eine interessante Sendung aus. Zur Diskussion stand die Frage, ob Konservierungsstoffe in Wandfarben Allergien auslösen können. 

Das Analyse Labor in Berlin (ALAB) erläutert Fallbeispiele zu Schadstoffen in Innenräumen. Das in Wandfarben eingesetzte Konservierungsmittel Isothiazolinon bewirkt eine langanhaltende Raumluftbelastung. Ebenso hat es eine allergene und stark reizende Wirkung. 

Warum werden Isothiazolinone eingesetzt?

Organische Substanzen und Wasser harmonisieren nicht wirklich miteinander. Wenn diese beiden Stoffe zusammenkommen, fangen beispielsweise feuchte Wände an zu schimmeln, Lebensmitteln verfaulen oder nasse Textilien bekommen Stockflecken. 

In Farben, Lacken und Kleber sind sehr viele organische Substanzen vorhanden. Sie sind der Nährboden für Mikroorganismen. Mit organischen Lösemitteln hingegen können die Mikroorganismen nichts anfangen. Dazu gehören Aromatengemische, Testbenzin und Terpengemische. Diese Lösemittel sind allerdings gesundheitlich nicht unbedenklich. Umweltfreundlich kann man sie ebenfalls nicht bezeichnen, denn der Rohstoff ist vorwiegend Erdöl. 

In den 1970er-Jahren wurden von der chemischen Industrie aus diesen Gründen die organischen Lösemittel vorwiegend durch Wasser ersetzt. Mittlerweile sind fast nur noch solche Produkte erhältlich. Doch irgendwie mussten die Farben haltbar gemacht werden. Als Topfkonservierer wurden somit die Isothiazolinone eingesetzt. 

Das Siegel „Blauer Engel“

Verbraucher wähnen sich in Sicherheit, wenn sie Produkte kaufen, die mit dem „Blauen Engel“ ausgezeichnet sind. Das Siegel erhalten Produkte und Dienstleistungen, die umweltfreundlicher sind als andere konventionelle Produkte. 

In den Regalen der Baumärkte stehen bis 2021 noch jede Menge Produkte, die das „Blaue Engel Siegel“ besitzen, die aber dennoch Konservierungsstoffe wie Isothiazolinone enthalten. 

Im Februar veröffentlichte das anerkannte Umweltzeichen eine Pressemitteilung, wonach sie keine Siegel mehr an matte, weiße Wandfarben vergeben, die diese Biozide enthalten. 

Wie wirken Isothiazolinone?

Sie wirken in in-vitro-Mutagenitätstests direkt mutagen und zelltoxisch. Sie gehören ebenso zu den bedeutendsten Kontaktallergenen, wie das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz bekannt gab. Ein Aufenthalt in einem frisch gestrichenen Raum kann akute Hautekzeme hervorrufen. Laut Gefahrstoffverordnung ist das Gemisch giftig beim Einatmen und beim Berühren, ebenso beim Verschlucken. Eine hautreizende Wirkung entsteht bei einer Konzentration von 100 bis 300 mg pro Kilogramm. 

Allerdings funktionieren die Isothiazolinone bereits bei niedrigen Konzentrationen, denn sie wirken sehr stark als Fungizid und Bakterizid. 

Nach wie vor werden die Isothiazolinone bei der Produktion in Wandfarben verwendet. Zu beachten ist, dass eine Wandfarbe in einem Raum eine ziemlich große Fläche einnimmt, die sich als gesundheitsschädigend auswirken kann. 

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